Fahrradfederung / Fahrkomfort
Federung ja oder nein?

Fahrrad-Federungssysteme finden immer mehr Verbreitung. Der Vorteil von mehr Fahrdynamik im Geländeeinsatz liegt auf der Hand. Und auch der Komfortgewinn im Touren- und Trekkingbereich sowie und das Vermeiden von gesundheitlichen Belastungen durch Erschütterungen (z.B. Rücken und Handgelenke) sind wichtige Aspekte. Aber die Entscheidung Pro oder Kontra Federung will gut überlegt sein, denn Federung ist nicht gleich Federung und neben den Vorteilen bringt der Mehraufwand an Technik auch Nachteile mit sich:
Ein gutes Federungssystem hat seinen Preis und erfordert einen nicht zu unterschätzenden Pflege- und Wartungsaufwand. Eine gute Federgabel sollte einmal jährlich kompetent gewartet werden. Auch die richtige Einstellung erfordert Know How und einen gewissen Aufwand, um Federung und Dämpfung für unterschiedliches Terrain bzw. Zuladungen aufeinander abzustimmen.

Weiterhin ist zu bedenken, dass je nach Bauart einige gefederte Hinterradschwingen ungewollten Einfluss auf den Antrieb haben (Pedalrückschlag, Einfedern beim Antritt/Wiegetritt, Verkürzung des Abstands Tretlager: Sattel).
Der Mehraufwand schlägt sich auch beim Gewicht nieder. Gleiche Ausstattung vorausgesetzt wiegt ein vollgefedertes Trekkingrad etwa 17,5-18,5 kg, nur mit Vorderradfederung ca. 15,5-16 kg und ein ungefedertes ca. 14-15 kg.
Das Tretlager von gefederten Fahrrädern ist höher angeordnet. Das erschwert die Erreichbarkeit des Bodens mit den Füßen. Für kleingewachsene Menschen oder im Falle von körperlichen Einschränkungen kann das durchaus ein Entscheidungskriterium sein.
Alternative Federungs-Systeme prüfen

Fürs Mountainbiken in unwegsamen Gelände und auf anspruchsvollen Trails ist es natürlich keine Frage, dass ein "aktives Fahrwerk" mit feinen Abstimmungsmöglichkeiten für vorn und hinten unabdingbar ist. Aber für fast alle anderen Einsatzzwecke sollte man Bedenken, dass auch dicke Reifen für Fahrkomfort sorgen und damit eine interessante Alternative sein können.
Häufig wird der Federungseffekt, der durch das Reifenvolumen erzielt wird, unterschätzt. Fahrbahnunebenheiten, wie sie beispielsweise durch Kopfsteinpflaster auftreten, werden damit wirkungsvoll "entschärft". Von daher kann es lohnenswert sein, dazu weitergehende Überlegungen anzustellen.
Mehr zum Thema: Fahrkomfort durch Reifenvolumen
Entscheidungskriterien
Wenn für Sie geringes Gewicht, einfache Handhabung, Langlebigkeit und geringer Wartungsaufwand einen hohen Stellenwert haben, dann entscheiden Sie sich am besten für einen konventionellen Rahmen (ohne Federung) mit "starrer" Gabel.
Mit einer hochwertigen Federsattelstütze und ggf. dicken Reifen kann spürbarer Fahrkomfort erzielt werden.
Wenn für Sie Federung und Fahrkomfort oberste Priorität haben und Sie bereit sind, hinsichtlich Gewicht, Handhabung und Wartungsaufwand gewisse Zugeständnisse zu machen, ist ein konventioneller Rahmen mit Federgabel und hochwertiger Federsattelstütze eine optimale Kombination.
Das gilt insbesondere für Trekking- und Reiseräder, wenn sie häufig auf schlechten Wegstrecken eingesetzt werden.
Für unwegsame Geländefahrten oder wenn Sie einfach Spaß an ausgeklügelter Fahrwerkstechnik haben, ist für Sie eine Vollfederung (Rahmen mit gefederter Hinterradschwinge plus Federgabel) die richtige Wahl.